die geburt des slow travel

wie am sonnenplateau entschleunigtes reisen erfunden wurde

Ein Geniestreich: Schon im frühen 17. Jahrhundert kamen Bozner Bürgertum und Adel auf die glorreiche Idee, der erdrückenden Hitze im Talkessel zu entfliehen und einfach samt Kind und Kegel die Sommermonate am luftigen Ritten zu verbringen. Die Sommerfrische war geboren und mit ihr das, worauf wir uns heute wieder zurückbesinnen: Urlaub als gemächlicher Müßiggang, als bewusstes, achtsames Erleben und Genießen. Und genau deshalb finden auch heute Erholungssuchende auf dem Sonnenplateau körperliche, geistige und soziale Vitalität.
Im Hochmittelalter zogen dann Kaiser und Könige auf ihrem Weg nach Rom über den Ritten und der Römerweg wurde zur Kaiserstraße. In Lengmoos wurde ein Pilgerhospiz errichtet, die spätere Kommende. Als dann zu Beginn des 14. Jahrhunderts im Eisacktal eine Straße angelegt wurde, verloren der Ritten und das Hospiz in Lengmoos an Bedeutung und Ruhe kehrte ein.
Dies machte sich die Bozner Schickeria ab Beginn des 17. Jahrhunderts zu Nutze und zog in den heißen Sommermonaten mit Kind und Kegel auf den Ritten in die Sommerfrische. Herrschaftliche Sommerresidenzen wurden in Maria Himmelfahrt, Oberbozen und Klobenstein errichtet, die sich zum Teil heute noch im Besitz der Bozner Kaufleute- und Adelsfamilien befinden.
Mit dem späten 19. Jahrhundert begann auch hier am Ritten der Aufschwung des Tourismus in den Alpen. Die 1907 eröffnete Rittner Bahn, die vom Zentrum von Bozen, über Maria Himmelfahrt und Oberbozen nach Klobenstein führte, brachte die Entwicklung des Tourismus gehörig in Schwung.
1966 wurde der Abschnitt der Zahnradbahn von Bozen nach Himmelfahrt aufgelassen und durch die damals längste Seilbahn Europas ersetzt. Die Fertigstellung der Rittner Straße 1977 trug ihren Teil zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Rittens bei.

Die traditionelle Sommerfrische dauerte genau 72 Tage. Pünktlich am 29. Juni, dem Peter- und Pauls Tag, wurden Hausrat und ausreichend Wäsche der wohlhabenden Bozner Familien in Truhen und Schachteln verstaut, die Kinder in die sogenannten „Pennen“ (aus Ruten geflochtene Tragkörbe) gepackt und zusammen mit der „gnädigen Frau“ – diese saß meist im Damensattel hoch zu Ross – in luftige Höh’ gebracht. Diese zweite Residenz, das Rittner Sommerdomizil, genossen außer der „Herrschaft“ hauptsächlich die Kinder. Die berufstätigen Männer blieben in der Regel nur kurze Zeit und besuchten ihre Familien lediglich an den Wochenenden. Einen geregelten Urlaub gab es damals nicht. Bereits in den „Acht Bozner Seligkeiten“, dem tonangebenden Reglement eines jeden „richtigen“ Bozners, schreibt Karl Theodor Hoeniger: „Ganz unerlässlich ist zum Dritten, ein Sommerfrischhaus am luftigen Ritten ...“
Ebenso pünktlich und plötzlich, wie sie im Juni alljährlich auftauchen, verschwinden die „Frischler“ dann spätestens Anfang September zu Mariä Geburt wieder. Die Fensterläden werden geschlossen, die Bänke und Tische in die Häuser gebracht, die Türen verriegelt, und wenn das erste Laub in den Alleen fällt, sind die Städter längst wieder ins Tal gezogen.
Sommerfrische erleben...
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